— Sweta, wie kannst du nur so etwas sagen? – Raissa Danilownas Stimme, in der sich nach sieben Tagen als Gast bereits eine bittere Mischung aus Herablassung und verstecktem Ärger angesammelt hatte, durchbrach die morgendliche Stille der Küche.
Sie stand im Türrahmen, die ohnehin schmalen Lippen zusammengepresst, wie eine aus Porzellan gemeißelte Statue strenger Sitten, die zufällig in ein modernes Interieur geraten war.
Ihr Blick war durchdringend, scharf, wie ein Degen.
— Anständige Frauen laufen zu Hause nicht so herum!
Das ist einfach nur beschämend!
Man sollte sich wenigstens ein bisschen vor dem Ehemann schämen!
Sweta, gekleidet in kurze Jeansshorts und ein luftiges Top mit dünnen Trägern, schenkte sich gerade Kaffee ein.
Das Sommerlicht fiel durchs Fenster, spiegelte sich in ihrem Haar und spielte auf ihrer Haut.
Sie stellte die Tasse abrupt ab – etwas zu heftig, sodass ein paar Tropfen auf den Tisch spritzten.
Sie drehte sich um, die Augen verdunkelten sich vor Ärger.
— Und was geht es Sie an, wie ich mich zu Hause anziehe, Raissa Danilowna?
Ich kann hier sogar nackt herumlaufen – das ist meine Wohnung, und niemand hat mir hier etwas vorzuschreiben!
Ihre Stimme wurde kalt, scharf, jedes Wort ein Schlag.
Sie machte einen Schritt nach vorn, ohne den Blick abzuwenden.
— Ich bin hier die Hausherrin.
Und wenn ich mich so wohlfühle – dann bleibt es auch so.
Ihre Vorstellungen von Anstand können Sie gerne behalten.
Zumindest aus Respekt vor einem fremden Zuhause.
Es war nicht das erste Mal.
Jeden Tag fand die Schwiegermutter einen neuen Grund, die Kleidung ihrer Schwiegertochter zu kritisieren, und nannte ihre Wahl „unanständig“, selbst innerhalb der eigenen vier Wände.
Aber heute war Swetas Geduld endgültig erschöpft.
Raissa Danilowna schnappte entrüstet nach Luft.
Ihr Gesicht war mit roten Flecken bedeckt, sie presste die Hand an die Brust, wie eine Heldin aus einem alten Roman.
— Wie kannst du es wagen?!
Nicht nur, dass du halbnackt vor meinem Sohn herumläufst, jetzt wirst du auch noch frech zu mir?!
Du vergisst dich, Mädchen!
Andrej!
Andrej, wo bist du?!
Hör dir an, wie man mit der Mutter spricht!
Sweta lächelte nur schwach.
Langsam richtete sie ihren Träger, nahm die Tasse und trank einen Schluck Kaffee – vollkommen ruhig wirkend.
Nur die angespannte Schulterlinie verriet ihre innere Anspannung.
— Lass ihn ruhig hören, – sagte sie etwas lauter, damit es bis ins Schlafzimmer drang.
— Vielleicht verstehen Sie dann: In Ihrem Haus gelten Ihre Regeln.
In unserem – unsere.
Und meine Kleidung geht Sie nichts an.
Raissa Danilowna rang nach Luft angesichts dieser Herausforderung.
Ihre Brust hob und senkte sich, die Nasenflügel bebten, ihre Augen funkelten.
Sie war bereit zur Gegenattacke, doch Sweta hatte sich bereits dem Fenster zugewandt – eine Haltung, die keinen Raum für Diskussion mehr ließ.
Draußen erwachte die Stadt, während in ihr ein kühles, entschlossenes Gefühl brodelte – keinen Schritt zurück.
Das war nicht einfach ein Streit.
Es war ein Konflikt der Grenzen, der Rechte, der Freiheit, man selbst zu sein im eigenen Raum.
Andrej tauchte im Türrahmen auf, zerzaust, verschlafen, zerknittert wie immer nach der Nachtruhe.
Er blinzelte ins Sonnenlicht, gähnte – offensichtlich nicht vorbereitet auf ein Morgendrama.
— Was ist hier los?
Warum schreit ihr schon am Morgen? – seine Stimme war heiser, verschlafen, aber darin klang auch Verärgerung mit.
Raissa Danilowna eilte sofort zu ihrem Sohn:
— Andrejuschka, mein Sohn, hör nur, wie sie mit mir spricht!
Andrej schwieg.
Er widersprach nicht, bat nicht, hielt sie nicht zurück.
Er stand einfach da, verloren, sah von der einen zur anderen und spürte, wie seine Welt zerfiel.
Eine Welt, in der er immer ein guter Sohn und ein guter Ehemann sein wollte, aber am Ende niemand war.
Einige Minuten später stopfte Raissa Danilowna bereits ihre Sachen in den Koffer.
Geschrei, Klagen, Vorwürfe – all das drang aus dem Zimmer.
Nach einer Viertelstunde kam sie heraus, die Lippen zu einem schmalen Strich gepresst, mit der Tasche in der Hand.
Kein Wort.
Kein Blick.
Nur ein Türknallen, nach dem eine schwere, drückende Stille in der Wohnung lag.
Sweta schloss die Tür ab.
Wandte sich zu Andrej um.
Sie schaute ihn lange an – ohne Wut, ohne Freude – nur mit dem Bewusstsein, dass sich alles verändert hatte.
Ohne ein Wort ging sie in die Küche, um den kalt gewordenen Kaffee auszutrinken.
Andrej blieb allein im Wohnzimmer zurück.
Innerlich war alles leer.
Kalt.
Und beängstigend.
Denn er hatte verstanden:
Seine Mutter war gegangen.
Seine Frau hatte sich entfernt.
Und er hatte alle verloren.
